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WORTE.

Ich habe nicht nur ein Buch von meinem Großvater im Bücherregal. Bücher, die nicht modern und mit Blümchen bemalt ein Wohnzimmerregal schmücken, sondern eher grau im Mantel, etwas gelblich im Schriftblatt schimmern und mit typischem Geruch Geschichte schrieben. 

 

Eines davon wendet sich direkt und klar zu Beginn an die Leser, an Völker der damaligen UdSSR, der USA und aller anderen Länder. Dieses Buch wurde an den gesunden Menschenverstand der Bürger geschrieben. So steht es im zweiten Absatz. Ich frage mich wie viele Menschen das Buch gelesen haben oder ob es überhaupt gelesen wurde.

 

Den Verfasser des Buches nenne ich bewusst nicht, weil es letztendlich keine Rolle spielt. Ihn gibt es nicht mehr - zumindest nicht in heutiger Welt als menschliche Gestalt. Sein Buch gibt es noch und ich habe es in der Hand. Ich bin kein Fan von einzelnen Personen, so möchte ich vorweg erwähnen, sondern eine Leseratte und nehme ich ernst womit sich mein Großvater in Tiefe beschäftigte. 

 

Ihm lag die Zukunft unseres Erdballes sehr am Herzen, aber auch der Mensch an sich -  das ist das Entscheidende.

 

Es ist ein Buch mit dem Aufruf an das Bewusstsein, ein Aufruf an den Dialog. Es enthält Betrachtungen und Überlegungen zur Umgestaltung, zu Problemen, die zu bewältigen waren (und heute noch sind), zum Ausmaß der Veränderungen, zur Kompliziertheit, der Verantwortung und ist es ein überaus wertvolles Werk zum Verständnis politischen Denkens und philosophischer Grundsätze der Außenpolitik. Ja, es ist sogar ein Buch des Vertrauens, denn ich fühle regelrecht beim Lesen was die Botschaft sein soll und wie sich dieser Herr beim Schreiben gefühlt haben muss.

 

Deshalb lese ich so gerne. Ich beame mich beim Lesen in alte Zeiten zurück und in die Herzen der Schreibenden, in die Geschichten und liebe die Bilder, die sich dabei in meinem Geist zeigen. Sie beantworten unheimlich viel und haben sogar eine beruhigende Wirkung, die mich selbst bestärkt ganz einfach weiterhin meinem Herzen zu folgen. 

 

Ich teile nun die Schlussbemerkung aus verfassten 329 Seiten, die in zwei Tagen zu lesen sind, wenn man einen Fokus legt und mich nicht loslassen:

 

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Es ist Zeit. Es ist Zeit, den Schlusspunkt zu setzen... nur ein paar Worte noch:

 

Nach meiner festen Überzeugung ist das Buch nicht abgeschlossen und kann auch nicht abgeschlossen sein. Zu Ende schreiben muss man es mit Arbeit, mit Taten, damit die Ziele erreicht werden, über die ich mich hier offen zu äußern bemüht war. Die Umgestaltung fällt uns nicht in den Schoß, sie ist ein schwieriges Werk.

 

Wir durchdenken jeden unserer Schritte kritisch, messen uns an den praktischen Ergebnissen und sind uns sehr wohl bewusst: Was heute akzeptabel und ausreichend erscheint, mag sich morgen als veraltet herausstellen. So ist die Logik des revolutionären Erneuerungsprozesses der Gesellschaft.

 

Die vergangenen Jahre haben uns viel gelehrt. Die kommenden Jahre, vielleicht schon die kommenden Monate werden von neuen ungewöhnlichen Schritten gekennzeichnet sein. Im Zuge der Umgestaltung werden wir unsere Auffassungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vertiefen und neu entdecken. Wir glauben an Ansätze internationaler Beziehungen. Zum neuen politischen Denken zu kommen ist ein Gebot unserer Zeit. 

 

Groß sind die Gefahren, die der Menschheit drohen. Elemente der Konfrontation gibt es heute zu Genüge, aber zusehends wachsen und mehren sich die Kräfte, die willens und fähig sind, der Konfrontation Einhalt zu gebieten und sie zu überwinden.

 

Von Misstrauen und Feindschaft hin zum Vertrauen, vom Gleichgewicht des Schreckens zum Gleichgewicht der Vernunft und des guten Willens, von borniertem nationalem Egoismus zur Zusammenarbeit - dazu rufen wir auf, darauf sind unsere Friedensinitiativen gerichtet und dafür werden wir weiter unermüdlich arbeiten. 

 

In der Welt verstärkt sich der Drang nach Verständigung, nach Kommunikation miteinander. Man spürt ihn auch unter den Politikern, er erstarkt unter der Intelligenz, unter den Vertretern der geistigen Kultur und in weiteren Bevölkerungskreisen.

 

Die ganze Welt bedarf heute der fortschrittlichen Entwicklung und der qualitativen Veränderung.

 

Die Menschen spüren und begreifen das. Sie brauchen klare Kommunikation, um zu verstehen und verstanden zu werden. 

Die Umgestaltung ist notwendig, die übervoll an Kernwaffen ist, die schwerwiegende wirtschaftliche und ökologische Probleme hat - für eine Welt, in der Armut, Rückständigkeit und Krankheiten herrschen, in der das Menschengeschlecht sich heute jäh vor die zwingende Aufgabe gestellt sieht, sein eigenes Überleben zu sichern.

 

Wir sind alle Lernende, und der Lehrer ist das Leben - die Zeit.

 

Wenn wir gelernt haben - durch den Lehrmeister Leben - haben wir uns gute Noten verdient und werden gut vorbereitet und mit Überzeugung in das 21. Jahrhundert eintreten, so dass der Fortschritt weitergehen kann. 

 

Wir wünschen uns für die Welt Freiheit. Wir wünschen uns, dass sich der friedliche Wettbewerb der verschiedenen Gesellschaftssysteme ungehindert entwickeln kann, damit Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil, nicht aber Konfrontation und Wettrüsten gefördert wird. Wir wünschen uns, dass das Volk eines jeden Landes sein gutes Auskommen hat, dass es ihm wohl ergeht und es glücklich ist. Wir haben diesen Weg eingeschlagen und rufen alle Länder und Völker auf, diesem Weg zu folgen.

 

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"Ich lese es immer und immer wieder und stelle fest, dass diese Worte geteilt werden wollen."

 

Daniela Sommerhoff